Vereinfacht gesagt gibt es zwei Hauptgründe fürs Second Hand Shopping: die Umwelt und der Geldbeutel. Zum einen sind Menschen heutzutage auf Nachhaltigkeit bedacht. Wenn man einem Artikel eine 2. Chance gibt und so die Kreislaufwirtschaft anfacht, gibt das dem Käufer ein gutes Gefühl mit jedem Kauf. Zum anderen schont es denn Geldbeutel, denn man spart meistens Geld beim Kauf von Gebrauchtware. So können Second Hand Produkte bis zu 70% billiger sein als ihre neue Ausfertigung. In der unsicheren Finanzlage, in der sich viele gerade befinden, sind solche Ersparnisse ausschlaggebende Pluspunkte für den Erwerb gebrauchter Güter. Diese beiden Trends bringen den Einzelhandel zum Umdenken und pushen Second Hand und den Refurbished Handel in den Vordergrund.
Second Hand Plattformen
Voll im Trend sind Plattformen wie Vinted und Medimops. Sie verkaufen die Second Hand Ware nicht nur als Zusatz zum normalen Sortiment, sondern im Kerngeschäft. Vinted, der Online-Marktplatz, auf dem Nutzer ihre gebrauchte Ware direkt an andere Nutzer verkaufen können, zählt auf dem deutschen Markt nach eigenen Angaben 5,4 Millionen User. Diese Zahl konnte der Shop erreichen, indem er nicht nur Kleidung, für die Vinted bekannt ist, sondern auch Kosmetik, Spielware, Technik, Haushaltsware, uvm. anbietet. Der große Pluspunkt, der so viele Nutzer anzieht, ist die Sicherheit, die die Plattform liefert. Denn beim Kauf von Gebrauchtware geht der Käufer immer ein gewisses Risiko ein: Kommt die Ware beschädigt oder in einem anderen Zustand als beschrieben an? Gibt es die Möglichkeit, die Artikel zu retournieren? Wie sieht es bezüglich des Datenschutzes aus? Auf all diese Fragen hat Vinted die Antwort. Der Online-Marktplatz bietet Spamschutz, Geld-zurück-Garantie und verschlüsselte Zahlungsmethoden. Der Verkäufer zahlt hierfür aber nichts, was ihn auf die Plattform locken soll. Alle Sicherheitsvorkehrungen werden über den Käufer berechnet, der eine Pauschale und Prozente des Kaufpreises für diesen Service zahlt. Eine win-win Situation für alle Beteiligten.
Medimops verfolgt ein anderes Prinzip, indem der Verkäufer und der Käufer keinen direkten Kontakt haben. Es ist eine Reselling-Plattform. Als Verkäufer wendet man sich nicht direkt an Medimops, sondern an den Partner momox. Die Ware wird vorab geprüft und in einen der drei Qualitätszustände eingeteilt: neuwertig, sehr gut und gut. Im letzten Schritt werden die Artikel bei Medimops eingestellt und verkauft.
Refurbished Zusatz
Das System ist so einfach wie genial: gute B-Ware aufbereiten und zum verminderten Preis als refurbished Ware anbieten. So können Widerrufs-Retouren, Ladenausstellungsstücke und geöffnete Vorführgeräte ein zweites Leben bekommen und nicht in der Ecke verstauben. Die Unterscheidung zwischen gebraucht und refurbished ist hier wichtig. Die Ware wird nicht einfach zwischen Nutzern gehandelt und auch nicht wie bei Medimops über die Plattform direkt weiterverkauft. Die Produkte werden zu einem neuwertigen Zustand aufbereitet. Beispielsweise tauscht Apple bei seinen refurbished Produkten die Batterien und Gehäuse aus, fügt das Original Zubehör hinzu und bietet eine einjährige Garantie. Das gleiche System hat auch Saturn. Unter “wie neu nur günstiger” bieten sie aufbereitete Technik an. Doch die Technik-Industrie ist nicht die einzige, die diese Marktlücke für sich entdeckt hat. Neben den Klassikern wie der Modeindustrie und der Buchbranche, kommt mit Ikeas Buy Back & Resell auch die Möbelwelt bei diesem Trend an. Dort können zusammengebaute Artikel in gutem Zustand zurück an Ikea verkauft werden und dann im nächsten Schritt zu vermindertem Preis gekauft werden. Dies zeigt, dass das Thema von Second Hand auch bei den etablierten Plattformen angekommen ist und das Kauferlebnis prägt. Gebrauchtware ist voll im Trend – vor allem in Zeiten von Inflation und Klimakrise.
Vorteile für die Händler
Abgesehen von dem gesteigerten Umsatz, bietet der Second Hand und refurbished Verkauf auch andere Vorteile für den Händler. Zum einen kann man sein Image hiermit immens verbessern. Da Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema ist, fällt es dem Endkunden positiv auf, wenn ein Unternehmen seinen Teil zum Umweltschutz beiträgt. Dadurch steigt wiederum auch das Kundenvertrauen: Der Shop passt sich an ihre Wünsche an, hört auf ihre Anliegen und das wird durch Loyalität belohnt. Auf der praktischen Seite steht natürlich auch, dass sich der Händler durch dieses Angebot Geld einspart. Lagerkosten sinken, da Retouren nicht mehr unnötig und lange Platz brauchen. Mit geringem Aufwand können so viele kleine Problempunkte beseitigt werden.
Fazit
Second Hand Shopping bietet Kunden und Händlern eine win-win Situation. Der Kunde kann zu geringerem Preis hochwertige B-Ware direkt vom Laden erhalten oder seine nicht-genutzten Produkte schnell und einfach wieder loswerden. Der Händler nutzt die neuen Trends, um Kaufanreize zu setzen und nicht verwendete Ware doch an den Mann oder die Frau zu bringen. Dabei wird auf den Geldbeutel und die Umwelt geachtet. Außerdem gilt: hochwertig schlägt neuwertig. Denn Kunden entscheiden sich bei gleichem Preis eher für die bessere Qualität als für die Neuheit eines Produkts. Auf jeden Fall lässt sich sagen: Der Trend Second Hand wird in den nächsten Jahren anhalten, weitere Branchen erreichen und sich als fester Vertriebskanal etablieren.