Wie kann Journalismus im Metaverse aussehen?
Menschen besuchen das Metaverse, um dort von Funktionen zu profitieren, die es im „echten Leben” so nicht gibt. Nachrichten einfach nur über Texte, Bilder und Videos zu präsentieren, wird hier also nicht reichen und auch keine User:innen anlocken. Dennoch gibt es viele andere, interaktivere und vielleicht sogar tiefergehende Möglichkeiten, Inhalte darzustellen und zu vermitteln. Im Metaverse könnten Informationen etwa über ein Spiel zugänglich gemacht werden, in dem jedes Level neue Inhalte freigibt. Durch solche interaktiven Optionen oder Virtual Reality können Rezipient:innen im Metaverse Teil der Geschichte werden und vollends in Reportage oder Bericht eintauchen. So werden Inhalte sehr viel emotionaler aufgenommen und es kann sich zum Beispiel leichter ein Dialog entwickeln, in dem der oder die Autor:in als Moderator:in fungiert. Das gute an der neuen Technik im Metaverse ist zudem, dass Medien neue Darstellungsformen einfach ausprobieren können, denn keine Option hat sich dort bis jetzt etabliert. So findet sich auch der beste Weg, die Inhalte so informativ oder unterhaltsam zu gestalten, dass sie bei der Zielgruppe ankommen. Eine der vielversprechendsten und vielfältig einsetzbaren Strategien ist dabei das 3D Storytelling.
3D Storytelling erschließt neue Ebenen
Das Modell einer Maschine von allen Seiten betrachten oder einen virtuellen Rundgang durch eine Stadtgegend, ein Museum oder zum Beispiel eine Ausgrabungsstätte machen – das ist mit 3D Storytelling möglich. Diese neue Technik des Journalismus eröffnet völlig neue Möglichkeiten und kann nicht nur Aspekte der realen Welt, sondern auch abstrakte Konzepte visualisieren und greifbar machen. Sie ist ein Alleinstellungsmerkmal von Journalismus im Metaverse gegenüber den bisherigen Inhalten in Magazinen, TV oder Nachrichtenportalen.
3D Modelle, die mithilfe von aufwändiger Photogrammetrie kreiert werden, bieten eine zusätzliche Ebene zu Fotografie oder Videos. Sie können Geschichten und Reportagen mehr Tiefe verleihen und deren Rezipient:innen wirklich in die Thematik eintauchen lassen.
Journalismus muss zugänglich und rentabel sein
Journalist:innen und Medienhäuser benötigen zur Erstellung solcher 3D Modelle allerdings leistungsfähiges und oft teures Equipment sowie technisches Verständnis. Da es seit Jahren in der Nachrichtenbranchen finanziell nicht wirklich rosig aussieht, könnte das zur Hürde werden. Es wird also zunächst nicht dazu kommen, dass jede Reportage per 3D Storytelling produziert wird. Doch mit fortschreitender Technik – immer mehr Handys haben professionell nutzbare Kameras – wird diese Form des Journalismus erschwinglicher und rentabler. Rentabilität ist ebenso ein wichtiger Aspekt bei der Betrachtung von Journalismus im Metaverse. Denn dieser muss monetarisiert werden, um sich selbst zu finanzieren und zusätzlich Gewinne zu erzielen. Und hier sind Werbung und Abonnements, die aktuell vor allem im Internetjournalismus gerne genutzt werden, vielleicht nicht die richtige Lösung. Denn so richtig funktionieren tun diese nur bei den wenigsten Medienhäusern. Zu teuer dürfen die Inhalte allerdings weder für Journalist:innen und Medien noch für Konsument:innen sein. Doch gerade der Aspekt Werbung ist natürlich aus Unternehmenssicht hier sehr relevant. Platzierungen von Ads in digitalen Nachrichten- und Reportage-Formaten werden als Weiterentwicklung der bekannten Werbemodelle ein Thema werden.
Damit Journalismus im Metaverse wirklich erfolgreich sein kann und wie bisher zwar verschiedene Stimmen und Meinungen, im Nachrichtenbereich jedoch immer Tatsachen wiedergibt, müssen die zur Produktion benutzten Werkzeuge für alle zugänglich sein. Denn, wenn nur große und finanziell starke Verlage oder Unternehmen dort Journalismus betreiben können, ist die Medienlandschaft schnell zusammengeschrumpft. Und kleinere Medienhäuser haben bereits jetzt mit der Lage auf dem Markt und sinkender Nachfrage nach Print-Magazinen zu kämpfen. Aktuell ist die Branche allerdings sehr offen mit ihren Learnings im Bereich immersiver Content, sodass auch Einsteiger von diesem Wissen profitieren und den Journalismus ins Metaverse verlagern können. Eine Initiative der New York Times etwa bietet Interessierten eine Schritt-für-Schritt Anleitung für Photogrammetrie zur Erstellung der benötigten 3D Beiträge. All diese Fortschritte bei neuen Technologien und Formaten sorgen auch dafür, dass es neue Möglichkeiten für Unternehmen gibt. Gutes Content Marketing hat immer davon gelebt, sich von innovativen, informierenden und unterhaltenden journalistischen Content inspirieren zu lassen und Aspekte oder Formate zu übernehmen.
Fazit
Journalismus folgt dem Bestreben, die Wirklichkeit abzubilden. Und das Metaverse verfolgt den Ansatz, die Wirklichkeit des echten Lebens in die digitale Welt zu übertragen. Die beiden Aspekte lassen sich also ideal kombinieren und müssen vielleicht sogar kombiniert werden, um die Übermittlung von Fakten im Metaverse zu gewährleisten. Während das Metaverse neue Möglichkeiten der Präsentation eröffnet, die den Nachrichten mehr Tiefe verleihen, stellt der Journalismus in der virtuellen Welt Journalist:innen wie Medien auch vor einige Herausforderungen. Neben kostenintensiver Technik und den Fertigkeiten, die es braucht, um etwa 3D Storytelling zu betreiben, stellen sich die Fragen, wie die Inhalte von den Rezipient:innen auf- und angenommen werden, aber auch, wie sich diese Form des Journalismus finanzieren lässt. Aktuell ist das Metaverse als Hauptnachrichtenquelle noch nicht geeignet. Die vielfältigen Möglichkeiten, die es bietet, können aber schon jetzt genutzt werden, um den Journalismus in Magazinen, TV und Internet zu ergänzen und um diesem eine weitere, tiefergehende Ebene hinzuzufügen.